Ausblick Digitalisierung: Was erwartet uns im Jahr 2021?
Im Jahr 2020 konnten Wirtschaft und Staat einen regelrechten Digitalisierungsschub verzeichnen. Meetings, Messen und Seminare finden online statt. Social Distancing und Home Office fordern neue Formen der Kollaboration und eine verlässliche digitale Infrastruktur. Durch die Pandemie sind vielen Unternehmen und Institutionen die Notwendigkeit und Dringlichkeit digitaler Prozesse und Kommunikation sowie neuer Geschäftsmodelle bewusst geworden. Die Digitalisierung ist in der Priorisierung nach oben gewandert. Denn wer in Zukunft agil auf Veränderungen reagieren und für zukünftige Entwicklungen gut aufgestellt sein will, muss digital aufrüsten. Was erwartet uns im neuen Jahr? Im folgenden Beitrag haben wir die Trends und Prognosen für das Jahr 2021 zusammengefasst.
Datenanalyse-Tools mit künstlicher Intelligenz
In der FutureScape-Studie der International Data Corporation wurde der Frage nachgegangen, welche Veränderungen das Jahr 2021 für die IT-Industrie mit sich bringt. Darin gaben 25 Prozent der G2000-Unternehmen — das sind die 2000 größten börsennotierten Unternehmen — an, ihre Produkte und Dienstleistungen intelligenter gestalten zu wollen.
Vom Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) versprechen sie sich vor allem auch in Krisensituationen reaktions- und handlungsfähig zu bleiben. Durch KI-gestützte Big Data-Analysetools und Predictive Analytics-Anwendungen können Unternehmen frühzeitig Prognosen erstellen. So können sie sich auf Marktschwankungen und zukünftige Entwicklungen vorbereiten. Beispielsweise können wahrscheinliche Absatzmengen bestimmt und so Rückschlüsse auf Produktionsmengen und Ressourceneinsatz gezogen werden.
Ein neuer Arbeitsalltag
Der Rückzug ins Home Office verdeutlichte vielerorts die Notwendigkeit für digitale Arbeitsplätze und neue Kollaborationstools. Videotelefonie-Anwendungen wie Zoom oder Microsoft Teams hatten im Jahr 2020 ihre große Blütezeit. Die Zusammenarbeit im digitalen Raum wird sich 2021 weiterentwickeln. Virtual Reality könnte dabei an Bedeutung gewinnen. Insbesondre VR-Meeting-Tools könnten dabei helfen, die Präsenz realistischer darzustellen und eine neue Umgebung für die Zusammenarbeit zu schaffen.
Die Corona-Krise und die beschleunigte Digitalisierung bringt auch eine Veränderung in der Unternehmenskultur mit sich. Immer mehr Mitarbeiter fordern mehr Flexibilität und Home Office-Optionen- auch nach der Pandemie. Im LinkedIn Berufstätigen-Stimmungsindex gaben 42 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, dass sie sich eine gleichmäßige Verteilung von mobilem Arbeiten und Präsenzzeit im Büro wünschen. Laut Ashley Whillans, einer Professorin für Sozialpsychologie an der Harvard Business School, ist die 3–2–2-Arbeitswoche die Zukunft. Die sieht drei Tage im Office, zwei Tage Heimarbeit und zwei freie Tage vor.
Auch Cloud-Lösungen haben im Zuge der Remote-Arbeit an Bedeutung gewonnen. Die FutureScape-Studie ergab, dass bis Ende 2021 über 80 Prozent der befragten Unternehmen Cloud-Lösungen nutzen wollen. Damit wachsen auch die Anforderungen an die Cyber Security. Remote-Arbeitsplätze sind anfälliger für Cyber-Attacken und damit ein gefundenes Fressen für Hacker.
Eine aktuellen Malwarebytes-Umfrage gaben 20 Prozent der teilnehmenden Unternehmen an, dass es mit der Zunahme an mobilen Arbeitsplätzen auch zu mehr Sicherheitsverletzungen kam. Das Durchsetzen von Sicherheitsrichtlinien und Risikomanagement haben im Zuge der Digitalisierung auch im Jahr 2021 hohe Priorität. Auch im Bereich der Cyber Security setzen immer mehr Unternehmen auf künstliche Intelligenz.
Datengetriebenes Personalmanagement
Schon seit Jahren zeigt sich ein Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt. Viele Berufsbilder sind im Wandel. Mit der Digitalisierung und neuen Geschäftsmodellen verändern sich die Aufgabenbereiche vieler Mitarbeitenden. Durch die zunehmende Automatisierung übernehmen Maschinen Tätigkeiten, die zuvor Menschen ausgeführt haben. Im Jahr 2021 sind digitale Kompetenzen gefragt. Damit verändert sich auch das Personalmanagement. Ein Trend, der sich bei Personalern herauskristallisiert, ist HR Analytics. HR-Manager erfassen strukturiert die Fähigkeiten und Performances der Mitarbeiter in einer Datenbank. Mit KI-Unterstützung lässt sich erkennen, wo Kompetenzen aufgebaut werden müssen und welche Weiterbildungsbedarfe bestehen. Aus der Datenanalyse lässt sich auch ablesen, wer intern für eine neue Stelle geeignet sein könnte. Personal-Tools wie Eightfold sollen sogar Talente und Potenziale in Kandidaten sehen, bevor sie Erfahrung in einem bestimmten Aufgabenbereich gesammelt haben.
Mit der kontinuierlichen Veränderung der Tätigkeitsfelder müssen die Personalabteilungen einen Schwerpunkt auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter setzen. Hier werden verstärkt Schulungskonzepte mit Virtual Reality zum Einsatz kommen. Vielerorts gibt es bereits Pilotprojekte und ausgerollte Trainingssimulationen.
Nutzerzentrierung und Individualisierung von Software
Als Nutzer sind wir eine gewisse Usability von Smartphone-Applikationen und Web-Anwendungen gewöhnt, die wir in unserem Privatleben nutzen. Diese intuitive, einfache Handhabung wünschen sich immer mehr Unternehmen auch für Business-Anwendungen. Das britische Software-Unternehmen Sage hat den Trend “B2B-Software mit Nutzerfreundlichkeit auf B2C-Niveau” für das Jahr 2021 klar benannt.
Die stärkere Ausrichtung von Softwareherstellern an Kunden wird sich auch in der Individualisierbarkeit von Anwendungen zeigen. Statt monolithischen Systemen setzen immer mehr Unternehmen auf modulare Lösungen. Zu den Basis-Modulen lassen sich immer mehr Geschäftskunden eigene Apps programmieren, die für ihre spezifischen Anwendungsfälle entwickelt werden. Statt vollständiger Produkte zeigt sich hier eine Entwicklung hin zu Micro-Services.
Geschäfte gehen online
Online-Marktplätze wie Amazon waren die klaren Gewinner der Jahres 2020. Geschäfte vor Ort haben unter den Corona-Restriktionen gelitten und müssen um ihre Existenz kämpfen. Nach der Prämisse “Stay Home” kauften viel mehr Kunden online und ließen sich die Waren bequem nach Hause liefern. Für 2021 ist die Entwicklung absehbar, dass mehr und mehr Läden einen Online-Shop einrichten. Damit wird auch der Markt für Anbieter modularer Shop-Systeme wachsen. Das kanadische Unternehmen Shopify hat eine Shop-Lösung entwickelt, die sich aktuell großer Beliebtheit erfreut.
Ausblick
Aus der IT-Trend-Studie von Capgemini ergab sich: für neun von zehn Organisationen hat die Digitalisierung im Jahr 2021 höchste Priorität. Das spiegelt sich auch in den IT-Budgets wider: Trotz wirtschaftlicher Einbußen gaben 48,8 Prozent der Befragten an, an dieser Stelle eine Erhöhung einzuplanen.
Vielleicht müssen sich Digitalunternehmen schon bald auf Regulierungen einstellen. Die europäische Union plant eine Digitalsteuer, die zur Steuergerechtigkeit beitragen soll. Denn Digitalunternehmen können Produkte weltweit anbieten, ohne eine Betriebsstätte vor Ort haben zu müssen. Außerdem werden Güter wie Daten im Steuerrecht nicht erfasst, haben jedoch einem stetig wachsenden Wert. In Frankreich gibt es die Digitalsteuer seit 2020 bereits. Werden die anderen Länder Europa im Jahr 2021 nachziehen?
Was sind Digitalisierungs-Trends im Jahr 2021:
- Mehr KI-gestützte Business-Anwendungen
- Ausbau digitaler Kollaborationstools und mobiler Arbeitsplätze
- Steigende Priorität von Cyber Security
- Einsatz von HR Analytics und erhöhte Nachfrage virtueller Schulungskonzepte
- Stärkerer Kundenfokus für Softwarehersteller
- Etablierung individueller Applikationen in modularen Lösungen
- Wachsender Online-Handel
- Höhere IT-Budgets