Blick in die Zukunft: Virtual und Augmented Reality

fintechcube
4 min readJan 25, 2021

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Was bringt die Zukunft für Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)? Wir haben im letzten Jahr Interviews mit Wissenschaftlern und Experten für VR/AR aus den Fachbereichen Ingenieurwesen, Marketing und Bildung durchgeführt. Wie werden sich die beiden Technologien weiterentwickeln? Wo stehen wir in Deutschland? Im folgenden Artikel haben wir ihre Einschätzungen und Prognosen für Sie zusammengetragen.

Von den Grenzen des Bildschirms befreien

Professor Dr. Johannes Tümler lehrt an der Hochschule Anhalt Ingenieurinformatik. Sein Schwerpunkt liegt auf VR und AR. Er hat jahrzehntelang für das Fraunhofer Institut und den Konzern Volkswagen geforscht.

Die Technologie bietet eine ultimative Freiheit.

Seine Faszination: Im virtuellen Raum gibt es keine Grenzen. Die Technologien bieten völlig neue Möglichkeiten der Kollaboration. Es gibt unendlich viele Optionen der räumlichen Ausgestaltung. VR und AR können Menschen unabhängig von ihrem Standort zusammenbringen und die Art und Weise verändern, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten. Bisher gibt es jedoch zwei Einschränkungen: die niedrige Durchdringung der Hardware und die hohe Rechenleistung, die benötigt wird.

Die Zukunft von AR liegt nicht in Smartphones oder Tablets!

So Professor Dr. Philipp Rauschnabel, der seit 2018 an der Universität der Bundeswehr München lehrt. Er ist Experte für die beiden Technologien, insbesondere deren Einsatz im Marketing. Das sogenannte Mobile AR, also die Nutzung von Augmented Reality über einen Smartphone- oder Tablet-Screen hat seiner Meinung nach keine Zukunft. Der Rahmen, der durch den Bildschirm entsteht, macht die Einbettung der virtuellen Elemente weniger realistisch. Hinsichtlich der Hardware werden wir uns daher hin zur AR-Brille oder gar in-Body-Lösungen wie Kontaktlinsen bewegen.

Der Einsatz in der Industrie

Beide Wissenschaftler sehen in Augmented Reality großes Potenzial für die deutsche Wirtschaft. Zwar sei Virtual Reality bisher besser erforscht, doch es zeigen sich immer mehr erfolgreiche Use Cases für Augmented Reality in deutschen Unternehmen. Besonders in der Industrie habe Deutschland hier die Nase vorn, so Tümler.

Wir spielen in der xR-Forschung [Virtual, Augmented, Mixed Reality] und der Applikation vorne mit.

Ein Fünftel der Industrieforschung in diesem Bereich kommt aus Deutschland. Die Automobilindustrie, Schiffs- und Anlagenbau beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten mit VR und AR. Außerdem wurde der VR/AR- Bereich durch große Bundesforschungsprojekte gefördert, die in dieser Größenordnung einmalig in der Welt sind.

Die industrielle Einsetzbarkeit dieser Technologien ist durch die vielen Demonstratoren und Prototypen vergangener Projekte erwiesen.

Support-Systeme für die virtuelle Unterstützung bei der Montage und Reparatur von Industriemaschinen werden bei immer mehr Unternehmen ausgerollt. Ein Anbieter in diesem Bereich ist Ubimax. Das Start-up aus Bremen entwickelt Rundumlösungen für AR in der Industrie, die unter anderem Fernwartung ermöglichen.

Virtual Reality wird vor allem für die Weiterbildung eingesetzt, häufig in Form von Trainingssimulationen. Dr. Raphael Zender ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam. Sein Fachgebiet ist VR/AR Learning.

Im Bereich der Steuerung von Spezialmaschinen werden wir in Zukunft häufiger erleben, dass man zu virtueller Realität greift.

Der große Vorteil: Auszubildende müssen nicht den Betrieb unterbrechen, um die Bedienung zu lernen. Außerdem bieten Simulationen eine sichere Lernumgebung und es wird kein Material verbraucht. Virtuelle Lernkonzepte sorgen dafür, dass der Betrieb ungestört bleibt. Auch seltene Szenarien können im virtuellen Raum geübt werden, beispielsweise in der Ausbildung von Rettungssanitätern. Zender geht jedoch nicht davon aus, dass das Lernen in Zukunft ausschließlich im virtuellen Raum stattfinden wird.

Ich glaube nicht, dass VR/AR die Arbeits- und Lernwelt revolutionieren und komplett umkrempeln werden.

Virtual Reality bietet der Industrie sowie dem Bildungssektor lediglich ein weiteres Lernmedium. Für die berufliche Bildung sieht der Wissenschaftler hier jedoch enorme Potenziale.

Ausblick

Die Hardware wird kompakter, besser, günstiger.

Die Hardware für VR und AR wird sich in den nächsten fünf Jahren enorm verbessern, so Zender. Besonders durch die Fortschritte in der Sensortechnik können Head-Mounted Displays immer günstiger produziert werden. Durch das kompaktere Design und den kleineren Preis werden die Geräte für eine breitere Masse attraktiv. Mit der Oculus Rift hat Oculus lange den Markt dominiert. Doch mehr und mehr Hardware-Hersteller drängen auf den Markt. Der Wettbewerb wirkt sich positiv auf die Geschwindigkeit der Entwicklungen aus, sodass grundsätzliche Probleme der Hardware wie Tragekomfort, Motion Sickness oder Latenzzeiten bald gelöst werden könnten.

Durch AR können ganz neue Wettbewerber entstehen.

Professor Dr. Rauschnabel geht noch einen Schritt weiter. Durch die Technologie könnten ganz neue Konkurrenzen zwischen den Anbietern realer und virtueller Produkte entstehen. Könnte das virtuelle Produkte das echte bald ablösen? Werden Wandkalender, Notizzettel und Monitore bald durch virtuelle Pendants ersetzt oder durch virtuelle Komponenten ergänzt? Es bleibt abzuwarten, wie gut die Technologie von den Unternehmen und den Endkonsumenten angenommen wird. VR/AR als Standard wird es wohl nicht geben, glaubt Professor Dr. Tümler. Er schätzt die Situation in den nächsten fünf Jahren folgendermaßen ein:

Die Technologien werden langsam aber sicher stärker Anwendung finden. Die Durchdringungsrate der Technologie innerhalb von Deutschland wird sich mindestens verdoppeln, vielleicht sogar verdreifachen.

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