Hätten Sie‘s gewusst? Künstliche Intelligenz im Alltag
Folge 1: Selbstlernende Empfehlungssysteme
Jeder kennt den Begriff künstliche Intelligenz (KI). Eine Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft unter mehr als 1.000 Teilnehmer zeigt, dass knapp 94 Prozent der Befragten in Deutschland bereits von künstlicher Intelligenz gehört haben. Darüber hinaus konnten 74 Prozent der Befragten den Begriff auch erklären (Stand: April 2018). Doch vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wo KI heute schon überall eingesetzt wird. Sie werden verstehen, warum künstliche Intelligenz so bedeutend ist und warum die Unternehmen, die KI einsetzen, bereits heute zu den Gewinnern gehören.
Intelligente Datenanalyse
Ein großes Einsatzgebiet von künstlicher Intelligenz ist die Schnittstelle zwischen Unternehmen und (End-)Kunden. Hier gibt es immer mehr Bereiche, in denen mithilfe von künstlicher Intelligenz Geschäftsprozesse automatisiert werden, ohne dass der Kunde sich dessen immer bewusst ist.
So setzt Google bereits seit 2012 auf künstliche Intelligenz zur Optimierung seiner Suchergebnisse. Microsoft setzt in seiner Suchmaschine Bing dagegen erst seit 2017 konsequent KI ein, um bessere Treffer zu generieren. Während Google die Suchanfragen im Internet mit einem Marktanteil von weltweit rund 70 Prozent dominiert, ist Bing mit knapp 13 Prozent Marktanteil weit abgeschlagen (Stand: März 2020, Quelle: Statista).
Doch nicht nur Suchmaschinen, sondern nahezu alle Unternehmen mit Kundengeschäft haben gewaltige Datenmengen über ihre Kunden gesammelt. Meistens liegen diese Daten weitgehend ungenutzt in Datenbanken herum. Dabei handelt es sich um einen Goldschatz, der nur darauf wartet, endlich gehoben zu werden. Der erfolgreiche Einsatz von KI kann bereits heute über Erfolg und Misserfolg von Geschäftsmodellen entscheiden.
Praxisbeispiel: Empfehlungssysteme
Die erfolgreichen Internetplattformen und Technologieunternehmen investieren bereits seit Jahren massiv in den Aufbau von künstlicher Intelligenz. KI wird als Werkzeug genutzt, um zu verstehen, was der Kunde wirklich möchte. Darauf basierend werden automatisiert Empfehlungen ausgesprochen und das Angebot stetig auf den individuellen Bedarf des Kunden hin optimiert.
So basiert rund ein Drittel der Waren, die Kunden auf Amazon kaufen, auf einem Vorschlag, der von künstlicher Intelligenz generiert wird.
Ein weiteres Beispiel sind die Filme und Serien, welche Abonnenten auf Netflix schauen. Diese basieren ebenfalls zum Großteil auf KI-gestützten Empfehlungen.
Bei Facebook wurden Postings früher chronologisch gelistet. Heute wird der Content mit dem Einsatz intelligenter Software nach der Wichtigkeit, das heißt basierend auf den individuellen Interessen des Nutzers sortiert. Die Facebook-Tochter Instagram arbeitet ebenfalls mit Machine Learning. Dadurch erkennt Instagram automatisch, welche Einträge, Fotos und Videos für den jeweiligen Nutzer die höchste Relevanz besitzen.
Die Alphabet-Tochter YouTube nutzt künstliche Intelligenz, um Videos zu sortieren und herauszufiltern. Alphabet hat eine eigene Forschungsabteilung für künstliche Intelligenz namens „Google Brain“, die als weltweit führend gilt. Google Brain ist auch für die beschriebene Optimierung der Suchergebnisse bei Google verantwortlich.
Auch das internationale Karriereportal LinkedIn setzt künstliche Intelligenz ein. So werden dem Nutzer zum Beispiel automatisch passende Antwortbausteine vorgeschlagen, wenn er eine E-Mail empfängt.
Darüber hinaus werden Unternehmen bei der Suche nach Talenten auf LinkedIn mit künstlicher Intelligenz unterstützt. Dabei wird die Vorauswahl der Bewerber so optimiert, dass die Personalabteilungen weniger Zeit für ungeeignete Kandidaten aufwenden müssen. Neben dem Abgleich zwischen Anforderungs- und Kenntnis-Profil ist der Aktivitätsgrad des Nutzers entscheidend. Je häufiger dieser auf Jobangebote klickt und sich informiert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Kandidat tatsächlich für einen neuen Arbeitgeber entscheidet. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz konnte LinkedIn die Antwort-Rate auf die E-Mails der Personalabteilungen um durchschnittlich 45 Prozent steigern.
Künstliche Intelligenz macht den Unterschied
Sicherlich kennen Sie die meisten der genannten Praxisbeispiele und haben einige der Angebote bereits selbst genutzt. Doch war Ihnen dabei auch bewusst, dass all diese Anbieter künstliche Intelligenz zur Optimierung Ihrer Services einsetzen?
Der Vorteil an KI-gestützten Empfehlungen ist, dass sie den Mehrwert von Angeboten für den Kunden deutlich steigern, ohne dass der Kunde dies aktiv wahrnimmt. Warum ist das so?
Künstliche Intelligenz ermöglicht die individuelle Ansprache von (potentiellen) Kunden auf Grundlage fundierter Kenntnisse über ihr Verhalten. Dadurch werden die Angebote und Informationen, für die sich der Kunde nicht interessiert, automatisch herausgefiltert und Kunden empfinden die automatischen Empfehlungen nicht als Spam. Die Wünsche von Kunden werden zielgerichtet erfüllt und Up- und Cross-Selling Potenziale können besser identifiziert und genutzt werden. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz geschieht all das wesentlich schneller als es bei menschlicher Interaktion möglich wäre.
Einerseits kann so das Umsatzpotential des Unternehmens maximiert, andererseits viel Aufwand bei den betrieblichen Prozessen und Ressourcen eingespart werden.
Fazit: Unternehmen können durch den Einsatz von KI einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil gewinnen. Der wichtigste Vorteil besteht darin, dass die Anbieter die Präferenzen ihrer Nutzer besser verstehen und basierend auf diesen Daten automatisch Empfehlungen abgeben können. Genau aus diesem Grund sind Unternehmen wie Facebook, Amazon und Netflix oder Suchmaschinen wie Google höchst erfolgreich und bei ihren Kunden so beliebt.
Wo werden KI-gestützte Empfehlungssysteme eingesetzt?
- Produktvorschläge auf Online-Marktplätzen
- Nachrichtenfeed auf sozialen Netzwerken
- Film- und Serienempfehlung auf Streaming-Diensten
- Ergebnisse in Suchmaschinen
- Kandidaten für Recruiter auf beruflichen Netzwerken
Autor: Gregor Puchalla
Gregor Puchalla ist Gründer und Geschäftsführer von fintechcube. Zukunftstrends sind seine Leidenschaft. Gregor hat 15 Jahre Erfahrung auf operativer und strategischer Ebene im Bereich Digitalisierung.